Das Dilemma

DilemmaGrafiker gestalten Werbung. Dazu brauchen Sie Material. Worte sind Freeware und stehen ihnen zur freien Verfügung. Anderes muss hinzugenommen und bezahlt werden. Zum Beispiel Fotos mit ansprechenden Farben, aussagekräftigen Szenen, kraftvollen Momenten. Die ganze Palette lebendiger Darstellungen kann nützen, Werbung zu gestalten.

Fotos bekommt man in der Regel nur noch als Lizenz. Entweder bei Billiganbietern für ein paar Cent als Royalty-Free-Ware, oder bei Stockfotohändlern für teures Geld und begrenzten Nutzungen. Beides hat einen Nachteil: Es ist nicht exklusiv. Jeder kann es erwerben und es ebenso für die Gestaltung seiner Werbung nutzen.

Daher bearbeitet der Grafiker das erworbene Foto in der Regel und schafft eine eigene künstlerische Arbeit. Damit erwirbt er ein eigenes Urheberrecht, wenn es sich von anderen Arbeiten hinreichend unterscheidet. Das kostet Zeit. Welcher Kunde ist bereit, die Recherche nach Fotos und die anschließende aufwendige Bearbeitung zu bezahlen? Das Dilemma des Grafikers: Die Verwendung von Fotos kostet ihn Zeit, die er oft nicht bezahlt bekommt.

Fotografen schaffen Kunst. Sie betrachten die Welt durch den Sucher ihrer Kamera und halten Perspektiven fest. Sie nutzen Nähe und Distanz, Schärfe und Unschärfe, Licht und Schatten. Immer auf der Suche nach einem gelungenen Foto.

Viele Fotos gelingen nicht. Sie nähern sich an, treffen aber nicht ganz das, was gewollt wird. Bei so manchem Shooting sind fünf gelungene Fotos dabei und hundert sind in der Kamera. Nur diese fünf genügen den künstlerischen Ansprüchen des Fotografen. Sie werden präsentiert, möglicherweise zum Verkauf angeboten. Wo finden sich Käufer, die bereit sind, einen Preis zu zahlen, der den Kosten und dem Aufwand des gesamten Shootings angemessen ist? Die meisten Fotografen zahlen dabei drauf. Ihr Dilemma: Ihre Kosten sind höher als die zu verkaufende Ausbeute, die wiederum keinen angemessenen Preis auf dem freien Markt erzielt.